Montag, 7. Januar 2013

Kampf im Wahlkampf - muss das sein?


Im Jahr 2013 ist wieder Bundestagswahl. Und wir machen mit. So weit, so gut.

Nun stellte sich in Berlin angesichts der schwer männerlastigen Kanditenlisten anderer Bundesländer für einige Menschen die Frage, wie wir in unserem LV Frauen stärker motivieren und unterstützen könnten. Dafür wurde die PG Frauenwahlrecht gegründet, zu deren Gründungsmitgliedern* auch ich gehöre.

Schon in der ersten Sitzung kam das Thema darauf, dass Queer Vertreter* in gleichem Maße unterstützt werden sollten, da diese in offiziellen Mandaten bei uns Piraten* ebenso unterrepräsentiert seien, wie die biologisch weiblich definierte Personengruppe. Ein Blick ins Partei-Programm stellt klar, dass wir uns für die Gleichwertigkeit Aller einsetzen. Wie also sollte sich eine einseitige Initiative zur Unterstützung weiblich definierter Personen erklären lassen?

Einige gingen sogar so weit, auf der Liste nur weiblich definierte Personen sehen zu wollen. Dazu initiierten sie wenige Tage später in Eigenregie einen feministischen Vorstoß in Form einer freiwilligen Selbstverpflichtung, die bisher von 32 Menschen unterschrieben wurde. Auch wenn einige, so wie @debaer die Definition auf "alle Frauen* unabhängig vom biologischen Geschlecht" erweiterten, trat ich wegen dieser Aktion aus der Gruppe aus, da ich mich weder in der Außenwelt, noch innerhalb der Partei damit zufrieden geben kann, dass geschlechterspezifische Abgrenzung stattfindet. Ich bin gegen Quoten, weil ich gegen Geschlechterdifferenzierung bin.

Einem anwesenden Queer Vertreter der PG Frauenwahlrecht wurde in einem Gespräch mitgeteilt, dass er als Mann leider nicht unterstützt werden könnte.
Ja, so kann man das machen. So haben die Grünen das ja auch gemacht. Wohin das geführt hat, sehen wir heute. Zu einer Quote, die doch nur zwei biologische Geschlechter kennt und die auf diese Weise die Geschlechterdifferenzierung manifestiert. Das geht gegen unser Grundsatzprogramm

Nun ist es also so, dass ich auf meine eigene Weise Kandidaten* unterstützen musste, denn die Gruppe Frauenwahlrecht war offensichtlich nicht das Richtige für mich.

Als meine Favoritin ihre Kandidatenbewerbungsseite online stellte, habe ich dies vor Freude über twitter mehrfach mitgeteilt und außerdem viele meiner Parteifreunde* per DM informiert. 
Als vor einigen Tagen mein zweiter Favorit seine Seite online stellte, tat ich das Gleiche. Ich twitterte es, und da die Timeline ja immer so schnell vorbei rauscht, schickte ich eine DM mit der Info an viele Parteifreunde*, von denen ich dachte, sie finden das interessant.

Beide Kandidatenbewerber* wussten davon nichts, warum auch? Es war ja meine Aktion, die ich mir zu ihrer Unterstützung ausgedacht hatte.
Nebenbei unterstütze ich sowohl diese beiden als auch andere Kandidaten* öffentlich auf deren Kandidatenseiten.  

Ich bekam prompt viele Antworten, von den meisten Dank für die Info, und so mancher* schien dadurch angeregt worden zu sein, sich als Unterstützer* für die beiden auf ihrer Liste einzutragen. Das hat mich natürlich gefreut.
Von zwei Personen bekam ich die Rückmeldung, dass sie niemanden öffentlich unterstützen möchten, und ich antwortete darauf, dass das ja völlig in Ordnung ist, ich wollte ihnen einfach nur die Info schicken.
Eine Person schrieb mir, sie möchte nicht über DM zu solchen Themen angeschrieben werden, sie fühlt sich unwohl dabei. Das tat mir leid, ich bat per DM um Entschuldigung, und sagte, ich würde ohnehin nichts mehr schicken, weil das Thema durch ist. Etwa 40% antworteten mir nicht, darunter auch einige, die ich später als Unterstützer* auf den Seiten fand.

Nun hörte ich gestern aus einer Partei-Ecke die Kritik, ich würde verdeckte Kandidatenunterstützung machen. Mancher nennt es sogar "Spam", gegen den zu kämpfen sei. Das machte mich im ersten Moment wirklich baff.
Natürlich weiß ich als E-Marketing Spezialistin sehr gut, was Spam ist, damit habe ich praktischerweise früher mein Geld verdient, viel Geld.
Diese DMs an die mir bekannten Personen zu diesem expliziten Thema ordne ich anders ein. Müsste ich die Definition "unangefragte DM = Spam" so eng ziehen, wäre mein Kommunikationskreis auf eine Weise reduziert, die der konstruktiven menschlichen Kommunikation entgegen wirken würde. Wieviele unangefragte DMs bekomme ich, von Menschen, die ich nicht einmal persönlich kenne, nur von twitter, und andersrum, wieviel unangefragte DMs schicke ich an mir unbekannte Menschen. 

Ich bedaure, wenn meine DM noch jemand anderen als diese eine Person gestört hätte, die mir das persönlich mitgeteilt hat. Leute, sagt mir, wenn was für Euch nicht passt, und dann ist es gut.

Denen, die sich aus anderen Gründen über meine aktive Unterstützung für Menschen ärgern, kann ich sagen: Wenn ich begeistert bin, bin ich kaum zu stoppen. Davon profitiert unter anderem auch die Partei, und so wie ich das tue, tue ich das eben. Das bin ich. Wenn ich dabei Fehler machen sollte, hilft es, mich freundlich darauf aufmerksam zu machen. Ich höre gern zu, und wenn Ihr mich mit Argumenten überzeugen könnt, ändere ich mein Verhalten gerne. Diese Handvoll DMs empfinde ich immer noch als in Ordnung. Falls ich jemals wieder Sinn darin sehen würde, Informationen auf solche Weise weiterzutragen, würde ich es vielleicht wieder tun. Ausgenommen an diejenigen, die mir nicht geantwortet haben oder das mir das so gesagt haben. 

Jetzt jedoch aus meiner Aktion einen Strick für die Kandidaten* drehen zu wollen, "Drohungen" wie "damit ist er raus" auszusprechen, erscheint mir mehr als unlauter.
Wie soll ich das denn bitte verstehen? Die einzige Schlussfolgerung, die sich mir anbietet, ist, dass ich die Interessen von anderen störe. Und wisst Ihr was? Das ist mir gleichgültig. Das kenne ich schon aus meiner Zeit im Vorstand. Und irgendwie sagt es mir, dass ich genau ins Schwarze getroffen habe. Wie schon so oft. Und deshalb lasse ich mir den Mund nicht verbieten, und auch nicht meine Art. Wer wissen will warum, liest einfach den vorherigen Blogpost

Und jetzt: Auf in den Wahlkampf. Unterstützen wir uns gegenseitig, helfen wir unseren Kandidaten*. Wir brauchen sie, und sie brauchen uns!

3 Kommentare:

  1. "Einem anwesenden Queer Vertreter der PG Frauenwahlrecht wurde in einem Gespräch mitgeteilt, dass er als Mann leider nicht unterstützt werden könnte."

    Das ist eine etwas verkürzte Darstellung, wenn ich mich recht erinnere.

    Eine Person versuchte, mit einem offensichtlichen "aber was ist mit den armen Männern" die Veranstaltung zu derailen.
    Der habe ich (über)deutlich gesagt, dass Männer für mich nicht der Fokus sein können, wenn es darum geht, Frauen auf die Liste zu kriegen.

    Auf derselben Veranstaltung hat ein schwuler Mann erzählt, dass er als Kandidat vielfach auf ähnliche Probleme stösst wie weibliche Kandidaten.
    Ich habe darauf hingewiesen, dass meine Idee von der PG Frauenwahlrecht war, Strategien für *Frauen* zu entwickeln.
    Wenn er darunter Strategien entdecke, die für ihn als schwulem Kandidaten nützlich wären, sei er herzlich eingeladen, diese anzuwenden, und sich jederzeit zu beteiligen.

    Die PG Frauenwahlrecht war von mir immer mit sehr engem Fokus konzipiert.
    Es ging darum, Frauen (im weitesten Sinne) auf die Berliner Landesliste zu kriegen.
    Nun kann immer jemand kommen und sagen "aber was ist mit den Männern", "was ist mit dem Rest von Deutschland" oder eben "was ist mit den queeren Piraten".
    Wenn wir versucht hätten, es allen diesen Leuten recht zu machen, hätten wir uns völlig verzettelt, und hätten nichts zustande gebracht.
    Es ist mitnichten so, dass ich die queeren Piraten nicht unterstütze, aber ich weiss nicht, ob uns mit einem Projekt à la eierlegende Wollmilchsau geholfen gewesen wäre.

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  2. Vielen Dank für Deinen Kommentar.

    Bei dem 4-8 Augengespräch und die etwa 3 Minuten, in der wir die Thematik Queer in der Runde abgehandelt haben, kann meiner Ansicht nach nicht von einem derail Versuch gesprochen werden. Hier scheinen sich unsere Wahrnehmungen zu unterscheiden.

    Ich gehe davon aus, dass jedes Mitglied* der PG Frauenwahlrecht nach eigenen Maßstäben aktiv ist. Jedes Mitglied* hat eigene Hintergründe, eigene Motivation die es treibt. Und das ist doch auch gut so! Alles was wir tun, stärkt uns am Ende. Die PG Frauenwahlrecht neu zu diskutieren oder in Frage zu stellen, ist nicht mein Thema hier. Die Einleitung dient lediglich dazu, den Hintergrund für meine unterstützenden Aktivitäten abzubilden.

    Insgesamt möchte ich den Fokus nun gern wieder auf das eigentliche Thema des Blogposts rücken: die Kritik an den von mir versendeten DMs und mein Umgang damit.

    Danke :)

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  3. Wird denmächst die persönliche Einladung zum LPT oder BPT, die von einem der Sache wegen euphorisierten LaVo oder BuVo verschickt wird, auch als Spam angesehen?

    Was heißt hier verdeckte Werbung? Das unterstellt Dir Manipulation, Mutwilligkeit und auch Arglist. Liebe Christiane, von sowas bist Du Lichtjahre entfernt. Wir haben uns zwar erst 3 mal gesprochen, aber die Einschätzung trau ich mir schon zu. Und anderen spreche ich sie nicht ab! Ich hoffe mal, es waren unbedachte Worte. Laß Dich davon bitte nicht ins Straucheln bringen. Geh weiter öffentlich damit um, und kommuniziere es auf Deine Dir so wunderbare eigene Art und Weise!

    Desweiteren handhabe ich es genauso wie Du; begeistert mich etwas solls auch Jeder* wissen. Basta! Und wenn Du dann mal bitte für den BuVo kandidierst, meine Begeisterung erfände neue Wege!

    Lieben Gruß Seraphine aka @novopiratash

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